
Die weitverbreitete Annahme, Hausmittel wie Zahnpasta könnten Schmuck sicher polieren, ist ein fataler Irrtum, der zu irreparablen Mikrokratzern führt.
- Polieren ist keine Reinigung, sondern ein kontrollierter Materialabtrag, um die Oberfläche zu glätten.
- Hausmittel sind unkontrolliert abrasiv und zerstören die Oberfläche, während professionelle Mittel gezielt wirken.
Empfehlung: Verstehen Sie die Materialeigenschaften Ihres Schmucks und nutzen Sie ausschließlich dafür vorgesehene Produkte, um den Wert und Glanz Ihrer Stücke dauerhaft zu erhalten.
Jeder Schmuckliebhaber kennt den Moment, in dem ein einst strahlendes Lieblingsstück matt und leblos wirkt. Der erste Impuls führt viele zu vermeintlich bewährten Hausmitteln aus dem Internet: ein Klecks Zahnpasta, ein Bad in Essig oder das Abreiben mit Backpulver. Diese Methoden versprechen schnelle und günstige Abhilfe. Sie sind die am häufigsten wiederholten Ratschläge und zugleich die gefährlichsten Platitüden in der Schmuckpflege. Sie ignorieren eine grundlegende Wahrheit, die jeder Goldschmied und Oberflächentechniker kennt.
Die Wiederherstellung von echtem Glanz hat nichts mit einer simplen Reinigung zu tun. Was wäre, wenn der Schlüssel nicht darin liegt, Schmutz aggressiv zu entfernen, sondern die Oberfläche des Metalls auf mikroskopischer Ebene gezielt zu bearbeiten? Die professionelle Herangehensweise basiert nicht auf Hausmittel-Magie, sondern auf den Prinzipien der Oberflächentechnik. Es geht um einen kontrollierten Materialabtrag – ein Konzept, das Respekt vor dem Material erfordert und bei falscher Anwendung zu dauerhaften Schäden führt. Die feinen Schleifpartikel in Zahnpasta, die für unsere Zähne konzipiert sind, wirken auf weichem Edelmetall wie Schmirgelpapier.
Dieser Leitfaden bricht mit den Mythen und vermittelt Ihnen die präzise Denkweise eines Experten. Wir werden den fundamentalen Unterschied zwischen dem oberflächlichen Säubern und dem technischen Polieren aufschlüsseln. Sie lernen, die richtigen Werkzeuge für spezifische Materialien wie Silber und Gold zu identifizieren und – was noch wichtiger ist – die Grenzen der Heimanwendung zu erkennen. Ziel ist es, Ihnen die Kompetenz zu vermitteln, den Glanz Ihrer Schmuckstücke sicher wiederherzustellen und ihren Wert für Jahre zu bewahren.
Um Ihnen eine klare Orientierung zu geben, wie Sie die professionelle Pflege zu Hause sicher umsetzen und wann der Gang zum Experten unerlässlich ist, haben wir diesen Artikel strukturiert. Der folgende Überblick führt Sie durch die entscheidenden Themen.
Inhaltsverzeichnis: Der Weg zu professionellem Schmuckglanz
- Polieren vs. Reinigen: Der entscheidende Unterschied, den jeder Schmuckbesitzer kennen muss
- Mehr als nur Glanz: Warum regelmäßiges Polieren die Lebensdauer Ihres Schmucks verlängert
- Silber wieder zum Strahlen bringen: Eine Anleitung zum Polieren ohne Kratzer
- Der Zahnpasta-Mythos: Warum gut gemeinte Hausmittel Ihren Schmuck für immer ruinieren können
- Wenn das Tuch nicht mehr reicht: Wann Ihr Schmuck eine professionelle Politur vom Goldschmied braucht
- So glänzt es wie neu: Die professionelle Anleitung zur Reinigung Ihres Goldschmucks zu Hause
- Professionelle Schmuckreinigung: Wann Ihr Schmuckstück zum Juwelier muss
- Das Glanz-Geheimnis: Die ultimative Anleitung zur richtigen Pflege Ihres gesamten Schmucks
Polieren vs. Reinigen: Der entscheidende Unterschied, den jeder Schmuckbesitzer kennen muss
In der Laienpflege werden die Begriffe „Reinigen“ und „Polieren“ oft synonym verwendet, doch für den Fachmann bezeichnen sie zwei fundamental unterschiedliche Prozesse. Das Verständnis dieser Differenz ist die erste und wichtigste Voraussetzung, um Ihren Schmuck nicht zu beschädigen. Reinigung ist ein nicht-abrasiver Vorgang. Ihr einziges Ziel ist die Entfernung von oberflächlichem Schmutz: Fette, Kosmetikrückstände, Schweiß und Staub. Dies geschieht typischerweise mit milden, pH-neutralen Seifenlösungen und weichen Bürsten, die die Metalloberfläche chemisch und mechanisch nicht verändern.
Das Polieren hingegen ist ein technischer Prozess der Oberflächenveredelung. Es ist per Definition ein kontrollierter Materialabtrag. Beim Polieren wird eine mikroskopisch dünne Schicht des Edelmetalls abgetragen, um feine Kratzer, Unebenheiten und die durch Oxidation entstandene matte Schicht (z. B. bei Silber) zu entfernen. Das Ergebnis ist eine neue, extrem glatte Oberfläche, die das Licht perfekt reflektiert und so den gewünschten Glanz erzeugt. Aus diesem Grund ist die Wahl des Poliermittels so kritisch: Eine zu aggressive Paste oder ein falsches Tuch entfernt zu viel Material oder erzeugt neue, noch tiefere Kratzer.
Eine professionelle Herangehensweise trennt diese Schritte strikt. Zuerst wird der Schmuck gründlich gereinigt, um zu verhindern, dass Schmutzpartikel beim Polieren wie Schleifpapier wirken. Erst auf der sauberen Oberfläche kann dann die eigentliche Politur erfolgen. Dieser zweistufige Prozess stellt sicher, dass nur das Nötigste an Material abgetragen wird und ein makelloses Ergebnis entsteht. Wer direkt mit einem Poliertuch über ein verschmutztes Schmuckstück reibt, arbeitet den Schmutz in die Oberfläche ein und verursacht unweigerlich Schäden.
Mehr als nur Glanz: Warum regelmäßiges Polieren die Lebensdauer Ihres Schmucks verlängert
Ein poliertes Schmuckstück sieht nicht nur besser aus – es ist auch besser geschützt. Der ästhetische Gewinn durch das Polieren ist offensichtlich, doch der technische Nutzen für die Langlebigkeit des Materials wird oft übersehen. Die Oberfläche eines täglich getragenen Schmuckstücks ist einer ständigen Belastung ausgesetzt. Es entstehen unzählige Mikrokratzer, die mit bloßem Auge oft nur als matter Schleier wahrgenommen werden. Diese winzigen Kerben sind jedoch mehr als nur ein optischer Makel.
Jeder einzelne Mikrokratzer ist eine Schwachstelle in der Materialstruktur. An diesen Stellen kann sich nicht nur Schmutz festsetzen, sondern sie bilden auch Angriffspunkte für Korrosion und Materialermüdung. Im Laufe der Zeit können sich diese winzigen Kerben durch mechanische Belastung zu größeren Rissen ausweiten und die strukturelle Integrität des Schmuckstücks, insbesondere bei filigranen Fassungen oder Kettengliedern, gefährden. Ein regelmäßiges, fachgerechtes Polieren tut mehr, als nur den Glanz wiederherzustellen: Es entfernt diese beschädigte Mikro-Oberfläche und schafft eine neue, glatte und widerstandsfähigere Ebene.
Dieser Prozess gleicht einer präventiven Instandhaltung. Indem die oberflächlichen Schäden eliminiert werden, bevor sie sich vertiefen können, wird die Lebensdauer des Schmucks signifikant verlängert. Die Investition in Schmuck ist in Deutschland nach wie vor hoch und die Pflege sichert diesen Wert. Das Bewusstsein für die richtige Pflege ist daher nicht nur eine Frage der Ästhetik, sondern auch des Werterhalts. Ein professionell poliertes Schmuckstück ist widerstandsfähiger gegen Umwelteinflüsse und die tägliche Abnutzung.

Wie die mikroskopische Aufnahme verdeutlicht, schafft das Polieren eine intakte Oberfläche, die nicht nur glänzt, sondern auch eine schützende Funktion erfüllt. Es ist eine Investition in die Zukunft Ihrer wertvollsten Stücke.
Silber wieder zum Strahlen bringen: Eine Anleitung zum Polieren ohne Kratzer
Silber ist ein wunderschönes, aber auch anspruchsvolles Material. Seine Neigung zur Oxidation, die sich in einer unschönen schwarzen oder gelblichen Schicht äußert, erfordert eine regelmäßige und vor allem korrekte Pflege. Anders als bei Gold ist hier nicht nur die Entfernung von Kratzern, sondern auch die chemische Reaktion mit der Oberfläche eine Herausforderung. Die Verwendung des falschen Mittels kann hierbei schnell zu neuen Problemen führen. Entscheidend ist die Wahl einer Silberpolitur, die einen wirksamen Anlaufschutz bietet, ohne das weiche Metall anzugreifen.
Für die Heimanwendung gibt es spezialisierte Produkte, die eine sichere und effektive Behandlung ermöglichen. Im Gegensatz zu aggressiven Tauchbädern, die oft auch Schmucksteine oder Perlen angreifen, sind hochwertige Polierpasten und -tücher die professionellere Wahl. Sie ermöglichen eine gezielte, mechanische Bearbeitung der Oberfläche. Wie eine Analyse deutscher Silberpflegeprodukte zeigt, gibt es erhebliche Qualitätsunterschiede in Bezug auf Abrasivität und Schutzwirkung.
| Produkt | Anwendung | Schutzwirkung | Besonderheit |
|---|---|---|---|
| Hagerty Silver Polish | Nass oder trocken | Mehrere Wochen Anlaufschutz | Keine Mikrokratzer |
| Robbe & Berking | Mit feuchtem Tuch | Langzeitschutz | Speziell für Besteck |
| Poliboy | Direkt auftragen | 4-6 Wochen | Deutsche Qualität |
Die Anwendung solcher Produkte ist denkbar einfach: Eine kleine Menge der Paste wird mit einem weichen, fusselfreien Tuch aufgenommen und mit sanftem, gleichmäßigem Druck auf der Silberoberfläche verrieben. Arbeiten Sie immer in eine Richtung, nicht in kreisenden Bewegungen, um eine gleichmäßige Oberfläche zu erzielen. Anschließend wird mit einem sauberen Tuch nachpoliert, bis der volle Glanz erscheint. Hochwertige Produkte hinterlassen eine unsichtbare Schutzschicht, die eine Neuoxidation für mehrere Wochen oder sogar Monate verzögert.
Der Zahnpasta-Mythos: Warum gut gemeinte Hausmittel Ihren Schmuck für immer ruinieren können
Der wohl hartnäckigste und schädlichste Mythos in der Schmuckpflege ist die Verwendung von Zahnpasta als Poliermittel. Was auf den ersten Blick logisch erscheint – was Zähne reinigt, muss auch für Schmuck gut sein – ist aus materialtechnischer Sicht katastrophal. Der entscheidende Faktor ist der sogenannte RDA-Wert (Relative Dentin Abrasion), der die Abrasivität einer Zahnpasta misst. Handelsübliche Zahncremes haben einen RDA-Wert, der oft zwischen 70 und 100 liegt. Im Vergleich dazu liegen professionelle Polierpasten für Edelmetalle bei Werten von 5 bis 15.
Was bedeutet das konkret? Zahnpasta auf Schmuck anzuwenden, ist, als würden Sie ihn mit feinem Sandpapier bearbeiten. Die Schleifkörper in der Paste sind darauf ausgelegt, harten Zahnschmelz zu reinigen, nicht aber weiche Edelmetalle wie Gold (Härte 2,5-3 auf der Mohs-Skala) oder Silber (Härte 2,5-3). Das Ergebnis ist eine Oberfläche, die von unzähligen Mikrokratzern durchzogen ist. Der Schmuck mag kurzfristig sauberer erscheinen, weil die oberste Schmutz- und Anlaufschicht abgetragen wurde, doch unter dem Mikroskop offenbart sich eine ruinierte, zerkratzte Oberfläche. Dieser Schaden ist oft irreparabel und kann nur durch einen erheblichen Materialabtrag von einem professionellen Goldschmied korrigiert werden.
Doch Zahnpasta ist nicht das einzige gefährliche Hausmittel. Auch andere Substanzen sollten unbedingt vermieden werden:
- Gebissreiniger: Ihre aggressive chemische Zusammensetzung kann Lötstellen angreifen und poröse Schmucksteine oder Perlen dauerhaft beschädigen.
- Essig und Zitronensäure: Die Säure ist besonders für Fassungen und Lötstellen gefährlich, da sie das Lot schwächen und zu Steinverlust führen kann.
- Backpulver und Salz: Ähnlich wie Zahnpasta wirken diese Substanzen durch ihre kristalline Struktur stark abrasiv und verursachen tiefe Kratzer.
Die einzig sichere Methode aus dem Haushalt ist die Reinigung (nicht das Polieren!) mit einer milden, pH-neutralen Seife und lauwarmem Wasser. Alles andere gehört in den Bereich der Mythen und sollte von Ihren Wertsachen ferngehalten werden.
Wenn das Tuch nicht mehr reicht: Wann Ihr Schmuck eine professionelle Politur vom Goldschmied braucht
Die Heimpflege mit hochwertigen Tüchern und Pasten ist exzellent, um den Alltagsglanz zu erhalten und leichten Anlauf zu entfernen. Doch sie hat ihre Grenzen. Ein ehrliches Verständnis dieser Grenzen ist der Schlüssel, um zu erkennen, wann ein Schmuckstück in die Hände eines Fachmanns gehört. Bestimmte Schäden können und sollten nicht zu Hause behandelt werden, da der Versuch oft mehr schadet als nützt.
Der offensichtlichste Fall sind tiefe, sicht- und fühlbare Kratzer. Solche Beschädigungen erfordern einen mehrstufigen Schleif- und Polierprozess mit professionellen Maschinen, verschiedenen Körnungen und Polierrädern. Der Versuch, einen tiefen Kratzer mit einem einfachen Poliertuch zu entfernen, ist aussichtslos. Man würde lediglich das umliegende Material unnötig abtragen, ohne den Kratzer selbst zu beseitigen. Ein Goldschmied hingegen kann den Materialabtrag präzise steuern, um die Beschädigung zu eliminieren und die ursprüngliche Form des Stücks zu bewahren.
Weitere Indikationen für eine professionelle Politur sind:
- Wertvolle Edelsteine: Jede Art von Politur birgt die Gefahr, Steine zu beschädigen, Fassungen zu lockern oder weichere Steine (wie Opale, Türkise, Perlen) zu zerkratzen. Ein Fachmann weiß genau, welche Steine abgedeckt oder sogar ausgefasst werden müssen.
- Matte oder satinierte Oberflächen: Diese speziellen Texturen erfordern spezielle Werkzeuge, um sie wiederherzustellen. Eine normale Politur würde sie zerstören und in eine unerwünschte Hochglanzoberfläche verwandeln.
- Antiker oder sehr filigraner Schmuck: Hier ist höchste Vorsicht geboten, um die Patina oder empfindliche Strukturen nicht zu beschädigen.
Ein jährlicher „Service“ beim Goldschmied ist für wertvolle Stücke wie den Ehering oder Erbstücke eine sinnvolle Investition. Dabei wird das Stück nicht nur professionell poliert, sondern auch die Fassungen der Steine auf ihren sicheren Sitz überprüft.

Die Werkstatt eines Goldschmieds verfügt über das Equipment und das Fachwissen, um Ergebnisse zu erzielen, die zu Hause unerreichbar sind und die Sicherheit Ihres Schmucks gewährleisten.
So glänzt es wie neu: Die professionelle Anleitung zur Reinigung Ihres Goldschmucks zu Hause
Goldschmuck ist im Vergleich zu Silber deutlich widerstandsfähiger gegen Oxidation, aber auch er verliert durch Ablagerungen von Hautfetten, Seife und Kosmetika an Leuchtkraft. Die richtige Reinigung ist hier entscheidend, wobei die spezifische Goldlegierung eine wichtige Rolle spielt. Eine Mintel-Studie belegt, dass 58 % der deutschen Verbraucher in den letzten fünf Jahren Schmuck erworben haben, was die hohe Relevanz der richtigen Pflege unterstreicht.
Für die meisten Goldarten (Gelb-, Rosé- und Rotgold) ist ein lauwarmes Wasserbad mit einigen Tropfen milder, pH-neutraler Spülmittellösung die beste Methode. Lassen Sie den Schmuck einige Minuten einweichen, um den Schmutz zu lösen. Anschließend können Sie mit einer sehr weichen Babyzahnbürste vorsichtig die Zwischenräume und Unterseiten von Steinfassungen reinigen. Spülen Sie den Schmuck danach gründlich unter klarem Wasser ab und trocknen Sie ihn mit einem weichen, fusselfreien Tuch.
Eine wichtige Ausnahme bildet rhodinierter Goldschmuck, insbesondere Weißgold. Viele Weißgoldstücke sind mit einer hauchdünnen Schicht aus Rhodium überzogen, einem harten und sehr weißen Platinmetall. Diese Schicht sorgt für den strahlend weißen Glanz und schützt das darunterliegende Gold. Diese Rhodinierung ist jedoch empfindlich gegenüber Abrasion. Rhodinierter Schmuck sollte daher niemals mit abrasiven Pasten poliert werden, da dies die Schutzschicht abtragen würde. Für solche Stücke genügt die sanfte Reinigung wie oben beschrieben und ein anschließendes sanftes Aufpolieren mit einem speziellen, sehr weichen Schmuckpoliertuch ohne abrasive Zusätze.
Ihr Aktionsplan für die Goldpflege
- Materialidentifikation: Klären Sie ab, ob Ihr Weißgoldschmuck rhodiniert ist (meistens der Fall bei Neukauf).
- Reinigungsmittel-Check: Verwenden Sie ausschließlich pH-neutrale Seife, niemals scharfe Chemikalien oder Hausmittel.
- Werkzeug-Auswahl: Besorgen Sie sich eine Zahnbürste mit der Kennzeichnung „extra weich“ oder „sensitiv“.
- Trocknungstechnik: Tupfen Sie den Schmuck trocken, anstatt zu reiben, um Wasserflecken zu vermeiden und die Oberfläche zu schonen.
- Polier-Test: Testen Sie ein Poliertuch an einer unauffälligen Stelle, um sicherzugehen, dass es keine Kratzer hinterlässt.
Sollte die Rhodiumschicht im Laufe der Jahre abgetragen sein, was sich durch ein leicht gelbliches Durchscheinen des Goldes bemerkbar macht, kann diese nur von einem Goldschmied professionell erneuert werden.
Professionelle Schmuckreinigung: Wann Ihr Schmuckstück zum Juwelier muss
Die Entscheidung, ein Schmuckstück in professionelle Hände zu geben, ist ein Akt der Weitsicht und des Werterhalts. Während die tägliche Pflege zu Hause unerlässlich ist, gibt es Situationen, in denen nur das Fachwissen und die Ausrüstung eines Goldschmieds oder Juweliers ein sicheres und perfektes Ergebnis garantieren können. Es geht dabei nicht nur um die Wiederherstellung des Glanzes, sondern auch um die Gewährleistung der strukturellen Integrität Ihrer wertvollsten Stücke.
Der Beruf des Feinpolierers ist nicht ohne Grund eine spezialisierte Ausbildung in Deutschland. Er umfasst weit mehr als nur das Reiben mit einem Tuch. Wie der Goldschmiedemeister Ulrich Wehpke treffend formuliert, gehört zur Oberflächenbehandlung ein ganzes Spektrum an Techniken, die höchste Präzision erfordern:
Nicht umsonst ist der Beruf ‚Feinpolierer/in‘ ein eigenständiger Ausbildungsberuf. Zum Beruf des Politeurs gehört übrigens jegliche Art der mechanischen Oberflächenbehandlung, also auch Schleifen, Bürsten, Strahlen, etc. Hier kann so viel falsch gemacht werden, dass man als Laie tunlichst die Finger davon lässt.
– Ulrich Wehpke, Goldschmiedemeister
Doch woran erkennt man einen qualifizierten Fachbetrieb in Deutschland? Der Bundesverband Schmuck, Uhren, Silberwaren und verwandte Industrien e.V. (BV Schmuck + Uhren) gibt hier eine wichtige Orientierung. Es gibt einen qualitativen Unterschied zwischen schnellen Services in Kaufhäusern und der Arbeit in einem zertifizierten Meisterbetrieb. Meisterbetriebe bieten eine individuelle Beratung, beurteilen den Zustand von Steinen und Fassungen vor der Politur und verwenden hochwertige, auf das Material abgestimmte Werkzeuge wie spezielle Schwabbelscheiben und professionelle Polierpasten. Diese Betriebe haften auch für ihre Arbeit und bieten eine Expertise, die über eine rein oberflächliche Behandlung hinausgeht. Ein kurzer Check, ob der Betrieb Mitglied in der lokalen Goldschmiede-Innung ist, kann ebenfalls ein Qualitätsmerkmal sein.
Das Wichtigste in Kürze
- Polieren ist ein kontrollierter Materialabtrag zur Oberflächenglättung, während Reinigen nur Schmutz entfernt.
- Hausmittel wie Zahnpasta oder Backpulver sind unkontrolliert abrasiv und verursachen irreparable Mikrokratzer auf Edelmetallen.
- Die richtige Pflegemethode hängt immer vom spezifischen Material (Silber, Gold, Rhodinierung) und dem Zustand des Schmuckstücks ab.
Das Glanz-Geheimnis: Die ultimative Anleitung zur richtigen Pflege Ihres gesamten Schmucks
Die professionelle Schmuckpflege ist kein einmaliger Akt, sondern eine kontinuierliche Routine. Nachdem Sie nun den fundamentalen Unterschied zwischen Reinigen und Polieren sowie die spezifischen Anforderungen verschiedener Materialien verstanden haben, lässt sich eine universelle Pflegestrategie ableiten. Diese Strategie basiert auf zwei Säulen: der präventiven täglichen Pflege und der gezielten periodischen Aufbereitung. Das Ziel ist es, den Zustand Ihrer Schmuckstücke so zu erhalten, dass eine intensive Politur so selten wie möglich notwendig wird.
Die wichtigste Regel der Prävention lautet: Schmuck sollte das Letzte sein, was Sie anlegen, und das Erste, was Sie ablegen. Chemikalien in Parfüm, Haarspray, Cremes und sogar Schweiß können die Oberflächen angreifen und zu Verfärbungen führen. Geben Sie Kosmetika immer einige Minuten Zeit zum Einziehen, bevor Sie Ihren Schmuck anlegen. Nach dem Tragen genügt ein schnelles Abwischen mit einem weichen Mikrofasertuch, um die aggressivsten Rückstände des Tages zu entfernen. Diese einfache Gewohnheit kann die Notwendigkeit einer intensiven Reinigung erheblich reduzieren.
Die folgende Routine fasst die wichtigsten Schritte für eine umfassende Pflege zusammen und gibt Ihnen einen klaren Zeitplan an die Hand, um den Glanz und Wert Ihrer gesamten Schmucksammlung langfristig zu bewahren.
Ihre Pflege-Routine für dauerhaften Schmuckglanz
- VOR dem Anlegen: Parfüm, Haarspray und Lotion vollständig einziehen lassen (mindestens 5 Minuten).
- NACH dem Ablegen: Mit einem weichen Mikrofasertuch Schweiß, Fette und Kosmetikreste sanft abwischen.
- WÖCHENTLICH (für oft getragene Stücke): Schmuck für 2-3 Minuten in lauwarmer, pH-neutraler Seifenlauge einweichen und mit einer weichen Bürste reinigen.
- MONATLICH: Mit einem materialspezifischen, nicht-abrasiven Poliertuch (z. B. für Silber oder Gold) sanft nachpolieren, um leichten Anlauf zu entfernen.
- JÄHRLICH: Wertvolle Stücke oder solche mit Steinen zur professionellen Inspektion und Tiefenreinigung zum Goldschmied bringen.
Indem Sie diese einfachen, aber wirkungsvollen Gewohnheiten in Ihren Alltag integrieren, minimieren Sie den Verschleiß und sorgen dafür, dass Ihre Lieblingsstücke ihren Glanz über viele Jahre hinweg behalten. Es ist die Summe dieser kleinen, bewussten Handlungen, die den wahren Unterschied in der Langlebigkeit und Schönheit Ihres Schmucks ausmacht.
Bewerten Sie Ihre Schmuckstücke nun mit dem geschulten Auge eines Experten. Sie sind jetzt in der Lage, fundiert zu entscheiden, ob eine sanfte Reinigung ausreicht, eine kontrollierte Politur zu Hause möglich ist oder ob Ihr Schatz die Hände eines Profis verdient, um seinen Wert und seine Schönheit für die Zukunft zu sichern.
Häufige Fragen zum Polieren von Schmuck
Warum ist Zahnpasta schädlich für Schmuck?
Zahnpasta hat einen hohen RDA-Wert (Relative Dentin Abrasion) von 70-100, während professionelle Polierpasten nur bei 5-15 liegen. Die Schleifpartikel sind zu aggressiv für weiche Edelmetalle und verursachen eine Vielzahl von Mikrokratzern, die die Oberfläche dauerhaft ruinieren.
Welche anderen Hausmittel sollte ich vermeiden?
Vermeiden Sie unbedingt Gebissreiniger, da diese zu aggressiv für Fassungen und organische Materialien wie Perlen sind. Essig und Zitronensäure können Lötstellen angreifen, während Backpulver und Salz zu abrasiv für Weichmetalle wie Gold und Silber sind.
Gibt es sichere Hausmittel-Alternativen?
Für die REINIGUNG (nicht das Polieren) ist ausschließlich milde, pH-neutrale Seife in lauwarmem Wasser unbedenklich. Sie entfernt Schmutz und Fett, ohne das Material anzugreifen. Für das Polieren, also den Materialabtrag zur Glanzherstellung, gibt es keine sichere Hausmittel-Alternative.